Zusammenarbeit und Organisation 1

„New Organisation“ – Effiziente Kooperation vs. effektive Kollaboration

Historisch betrachtet war es nie die Stärke eines einzelnen Individuums, die unterschiedlichsten menschlichen Kulturen ermöglicht hat, zu militärischen oder wirtschaftlichen Imperien anzuwachsen. Selbst evolutionär betrachtet sind  es nicht die besonderen Fähigkeiten eines einzelnen Menschen, die die Menschheit an einer beispiellosen Position in der Nahrungskette platzierten. 

In beiden Fällen ist anzunehmen, dass neben dem menschlichen Intellekt, die Fähigkeit der Menschen sich in großen Gruppen zu organisieren der entscheidende Faktor war.

Eine solche „Organisation“ von Menschen in dem umfassenden Sinn der ISO 9000:2015, 3.2.1 umfasst alle Personen und Personengruppen, welche für die Erreichung von Zielen eigene Funktionen ausbilden.

Die menschliche Fähigkeit eine solche Organisation zu bilden, ermöglichte sowohl Stammesverbünden die Jagd auf weitaus größere Beutetiere, wie auch später dem römischen Militär die Eroberung der damals bekannten Welt und viel später Wissenschaftlern den Flug zum Mond.

Historisch betrachtet hat aber vor allem die industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert die Rahmenbedingungen und Ziele einer Organisation, verglichen mit der vorindustriellen Zeit, signifikant verändert. In diesen neuen Rahmenbedingungen war es nun plötzlich auch für zivile Unternehmen notwendig sehr große Mengen an Menschen zu organisieren. Daher orientierte man sich beim Aufbau erster großer Unternehmerorganisationen an einem bereits getesteten und historisch funktionierenden Organisationsmodell für diese Aufgabe. Erste Organisationen für Unternehmen wurden in ihrem Aufbau an den Militärorganisationen von Staaten angelehnt.

Für Fließbandarbeiten und Verwaltung von eingefahrenen Prozessen war es wichtig diese möglichst effizient mit klar definierten Aufgaben zu organisieren. Erfolg ist der reibungslose Ablauf eines Prozesses durch die reibungslose Kooperation der im Prozess arbeitenden Menschen miteinander und mit den Prozessen und Maschinen des Unternehmens.

Kooperation ist dabei die „Zusage des Mitwirkens“ und kann daher angeordnet oder vertraglich vereinbart werden. Eine Aussage über die Effektivität des Mitwirkens gibt eine Kooperation nicht.

Der in dieser Organisation erstellte Wert wird nicht primär durch die Qualität des Beitrags der im Prozess arbeitenden Menschen geschaffen, sondern durch die Art des Prozesses (z.B. einer Serienproduktion von Standardteilen) in dem diese Menschen kooperieren.

Die Organisationen von Unternehmen, die in einem Markt mit langfristig stabilen Rahmenbedingungen und einer klassischen industrialisierten Produktion arbeiten, sind daher entwickelt, um eine effiziente Kooperation zu ermöglichen.

Wenn der in einem Vorgang erstellte Wert aber nicht mehr primär durch Faktoren wie Produktionsmaschinen bestimmt wird, sondern hauptsächlich durch die Qualität des Beitrags der im Vorgang arbeitenden Menschen, kommen reine Kooperationsmodelle an ihre Grenzen.

Organisationen für ein Umfeld mit sich ständig verändernden Rahmenbedingungen, in dem ein erstellter Wert primär eine Funktion der Kreativität und des Wissens der beteiligten Menschen ist, bilden daher den Gegenpol zu den auf effiziente Kooperation optimierten Modellen. Die effiziente Kooperation von Menschen bleibt natürlich ein relevanter Faktor, tritt aber verglichen mit der nun notwendigen effektiven Kollaboration in den Hintergrund.

Als Kollaboration wird das aktive, zielgerichtete und freiwillige miteinander Arbeiten von Individuen oder Gruppen bezeichnet, um ein von allen mitgetragenes, gemeinsames Ziel zu erreichen.
Während Effizienz der Definition des Dudens folgend das Verhältnis von Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit eines Prozesses oder einer Tätigkeit beschreibt, ist Effektivität das Maß der Wirksamkeit einer Maßnahme, um ein Ziel zu erreichen.

Effektive Kollaboration kann nicht angeordnet, sondern nur begünstigt werden, weswegen sich diese Organisationsmodelle grundlegend von den auf effiziente Koordination ausgelegten unterscheiden.

Zukünftig wird ein stabiler Rahmen wohl eher eine Seltenheit sein. Wissensarbeit und nicht standardisierbare Prozesse und Aufgaben werden zukünftig für viele Unternehmen zur Norm.

Ein Wechsel des Fokus der Organisation weg von der „effizienten Kooperation“, hin zu einer übergreifenden „effektiven Kollaboration“ scheint für Unternehmen nicht nur ratsam, sondern schlicht unumgänglich.

 

TL;DR (Too long; didn’t read)

Die Fähigkeit sich zu Organisieren hat es der Menschheit erlaubt beispiellose Dinge zu erreichen. Die meisten Unternehmensorganisationen sind nach einem Modell aufgebaut, welches seinen Ursprung in den Militärorganisationen im Zeitalter der Industriellen Revolution hat. Heute wird „effektive Kollaboration“ zunehmend wichtiger als „effektive Kooperation“

 

TS;DRE (too short; didn’t read enough)

Mallon J., Warner A. (1997) Unternehmensorganisation. In: Organisation des Produktionsprozesses. Vieweg+Teubner

Laloux, F. (2014). Reinventing organizations: A guide to creating organizations inspired by the next stage in human consciousness. Nelson Parker.

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